Zulagenrendite erhält die Attraktivität des Riester-Sparens
Seit dem vergangenen Jahr ist die Anzahl der neu abgeschlossenen Riesterverträge in Deutschland rückläufig. Zu Unrecht, meinen zahlreiche Finanzexperten. Meistens sehen die Verbraucher nur, dass die Rendite der Sparverträge nicht so ist, wie sie es sich wünschen würden. Tatsächlich sind Erträge beim Riestersparen von beispielsweise zwei oder drei nicht besonders attraktiv, wenn man bedenkt, dass man teilweise mehrere Jahrzehnte sein Geld in den Vertrag einzahlt. Was allerdings häufig nicht beachtet wird ist die Zulagenrendite.
Welche Rendite gibt es beim Riestersparen?
Die Rendite der Riester-Rente hängt zunächst einmal davon ab, für welchen Sparplan Sie sich entscheiden. Es gibt in dem Zusammenhang einige Sparformen, die förderungsfähig sind und demzufolge als riesterfähig bezeichnet werden. Dazu gehören:
- Banksparplan
- Bausparvertrag
- Private Rentenversicherung (klassisch und fondsgebunden)
- Fondssparplan (auch ETF-Sparplan)
Insbesondere der Banksparplan und auch der Bausparvertrag lohnen sich aktuell nicht mehr, wenn es um einen reinen Sparvertrag geht. Die Renditen bewegen sich dort nämlich selten im Bereich von über zwei Prozent, was für langfristiges Sparen nicht attraktiv ist. Von der reinen Sparvertrag-Rendite her lohnen sich im Grunde nur noch die fondsgebundene Rentenversicherung und Fondssparpläne, bei denen in aktiv gemanagte Fonds oder ETFs investiert wird. Hier können Anleger auch heute noch eine Rendite zwischen vier bis sieben Prozent im Jahr erzielen. Allgemein ist es also durchaus verständlich, wenn sich Verbraucher weniger dem Riestersparen zuwenden, wenn man sich alleine die Sparplan-Rendite betrachtet.
Welche Zulagen gibt es beim Riester-Sparen?
Glücklicherweise ist es beim Riester-Sparen so, dass als Ertrag eben nicht nur die reine Sparvertrag-Rendite zu vereinnahmen ist. Ganz im Gegenteil: Richtig attraktiv wird das Riestersparen erst durch die sogenannte Zulagenrendite. Dazu sollten Sie wissen, welche Zulagen es überhaupt beim Riester-Sparen geben kann. In der Übersicht können Sie im Einzelfall von den folgenden drei Zulagen profitieren:
- Grundzulage
- Kinderzulage
- Berufseinsteigerbonus
Die Säule der Riester-Förderung ist nach wie vor die Grundzulage. Diese beträgt pro Riester-Sparer bis zu 175 Euro im Jahr, setzt allerdings voraus, dass Sie mindestens vier Prozent Ihres Bruttoeinkommens in den Riester-Vertrag einzahlen. Andernfalls reduziert sich die Grundzulage anteilig. Besonders lohnenswert ist das Riester-Sparen noch immer für Familien mit Kindern, was an der gezahlten Kinderzulage liegt. Diese beläuft sich auf 300 Euro pro Jahr, falls Ihr Kind spätestens im Jahre 2008 geboren wurde. Andernfalls gibt es eine Kinderzulage in Höhe von 185 Euro.
Berufseinsteiger erhalten zudem bis zu ihrem 25. Lebensjahr einen einmaligen Berufseinsteigerbonus in Höhe von 200 Euro. Wenn wir uns einmal beispielhaft eine vierköpfige Familie betrachten, dann erhält diese im besten Fall jährliche Zulagen in Höhe von insgesamt 950 Euro. Diese setzen sich aus zwei Grundzulagen für die Erwachsenen sowie zwei Kinderzulagen zusammen.
Wie ermittle ich die Zulagenrendite?
Um die Zulagenrendite zu ermitteln, ist die Kenntnis über die Höhe der zuvor erwähnten Zulagen unabdingbar. Die Rechnung ist im Prinzip sehr einfach: Zum Ermitteln der Zulagenrendite müssen Sie die vom Staat erhaltene Grund- und Kinderzulage einfach in ein Verhältnis zu Ihren eigenen Einzahlungen setzen, die Sie in den Sparvertrag vornehmen. Wie Sie auf diese Weise schnell Ihre persönliche Zulagenrendite ermitteln können, möchten wir durch das folgende Beispiel verdeutlichen:
- Zulagen pro Jahr: 950 Euro
- Eigene Einzahlungen in zwei Riester-Verträge: 3.600 Euro
- Gesamteinzahlung in den Vertrag pro Jahr: 4.550 Euro
- Zulagenrendite: (950 × 100) / 4.550 = 20,88 Prozent
Was geht aus unserem Beispiel hervor? Im Beispiel zahlen die beiden Riester-Sparer jeweils monatlich 100 bzw. 200 Euro in ihren Riestervertrag ein. So ergibt sich eine jährliche Eigenleistung in Höhe von insgesamt 3.600 Euro. Hinzu kommen zwei Grundzulagen und zwei Kinderzulagen, die sich auf insgesamt jährlich 950 Euro belaufen und natürlich ebenfalls in den Riestervertrag fließen. Nun ermitteln Sie die Zulagenrendite, indem Sie die Zulagen in ein Verhältnis zur Gesamteinzahlung in den Vertrag setzen.
Daraus ergibt sich im Beispiel eine Zulagenrendite in Höhe von knapp 21 Prozent pro Jahr. Bei einer solchen Rendite lässt sich kaum noch behaupten, dass das Riester-Sparen nicht mehr attraktiv wäre.
Lange Bindungsdauer als ein wesentlicher Nachteil
Trotz der eigentlich überzeugenden Zulagenrendite entscheiden sich manche Verbraucher nach wie vor gegen das Riestersparen. Den Hauptnachteil sehen diese Sparer darin, dass es sich beim Riestervertrag fast immer um einen Sparplan mit einer sehr langen Laufzeit handelt.
Zwar können Sie das angesammelte Kapital jederzeit verfügen, müssen dann allerdings sämtliche staatliche Zulagen zurückzahlen. Vor diesem Hintergrund würde sich das Riestersparen rückwirkend tatsächlich nicht lohnen, denn dann wäre die gesamte Zulagenrendite verloren. Die lange Spardauer ergibt sich allerdings natürlich aus der gewünschten Konstruktion. Immerhin soll das Riestersparen gezielt dem privaten Vermögensaufbau zur späteren Altersvorsorge dienen. Nimmt man die zuvor erläuterte Zulagenrendite jedoch mit zur Sparplan-Rendite hinzu, gibt es tatsächlich keine annähernd so renditestarke Sparform für den Vermögensaufbau wie das Riestersparen.
Riestersparen trotz Zulagenrendite nicht für alle Sparer die beste Option
Trotz der überzeugenden Zulagenrenditen ist das Riestersparen dennoch nicht für alle Sparer die beste Option. Sehr lohnenswert ist die Riester-Förderung aufgrund der Zulagen insbesondere für Familien mit Kindern, denn dort beläuft sich die Zulagenrendite meistens mindestens auf zehn Prozent. Anders stellt sich die Situation allerdings oftmals für Alleinstehende ohne Kinder dar, die dann lediglich die Grundzulage in Höhe von jährlich 175 Euro erhalten. Dass es vor diesem Hintergrund tatsächlich renditestärkere Alternativen als Riester-Verträge geben kann, möchten wir am folgenden Beispiel verdeutlichen:
- Riester-Sparer: 40-jähriger Mann, alleinstehend, keine Kinder
- Jährliche Einzahlungen in den Riestervertrag: 3.600 Euro
- Grundzulage: 175 Euro
- Gesamteinzahlungen in den Vertrag: 3.775 Euro
- Zulagenrendite: (175 × 100) / 3.600 = 4,86 Prozent
In diesem Fall beläuft sich die Zulagenrendite also lediglich auf 4,86 Prozent. Dies liegt daran, dass das Verhältnis der Zulagen zur Eigenleistung relativ niedrig ist. In diesem Fall könnte es tatsächlich eine bessere Option sein, wenn sich der Sparer unabhängig von der Riester-Förderung für einen renditestarken Sparplan entscheidet. Infrage kommen insbesondere Fonds- und Aktiensparpläne, die nicht selten eine jährliche Rendite zwischen sechs bis acht Prozent aufweisen können. Fondssparpläne sind zwar auch riesterfähige Produkte. Allerdings würden Sie bei den Riester-Fonds eben wieder die sehr lange Laufzeit in Kauf nehmen müssen, die es bei einem gewöhnlichen – nicht geförderten – Fondssparplan nicht gibt. Zudem sind Riester-Fonds von den Gebühren her meistens noch etwas teurer als normale Aktien- oder Rentenfonds.